Vom Zauber an der Oos
Baden-Baden als musikalisches Forum im 19. Jahrhundert

© Charlotte Reece
Im 19. Jahrhundert heißt sie "La capitale d'été" - "Die Sommerhauptstadt Europas“: die kleine Kurstadt an der Oos, Baden- Baden. Dorthin zieht es damals Besucher aus der ganzen Welt: Kurgäste, die sich in den hiesigen Thermalbädern erholen möchten, Spiellustige, die ihr Glück im dort ansässigen Casino herausfordern und vor allem sie: bedeutende Musikerinnen und Musiker wie Johannes Brahms, Clara Schumann, Pauline Viardot und Luise Adolpha Le Beau. Alle vier verbringen einen wichtigen Teil ihres Lebens in Baden-Baden. Wie ihr Alltag dort aussieht und was sie neben dem Musizieren und Komponieren sonst noch so treiben, das hörst du in den Audio-Features.
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Clara Schumann
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1819 wird eine der größten Pianistinnen und Komponistinnen ihrer Zeit geboren: Clara Schumann. Schon im Alter von fünf Jahren erhält sie von ihrem Vater Klavierunterricht und macht ihre große Begabung schließlich auch zum Beruf. Gegen den Willen ihres Vaters heiratet Clara Schumann 1840 den Komponisten Robert Schumann. Nach dessen Tod im Jahr 1856 sucht Clara Schumann nach einem Ort, an dem sie sich von ihren winterlichen Konzertreisen im In- und Ausland erholen und ihre sieben Kinder um sich haben kann. Baden-Baden ist aufgrund der guten Lage, des angenehmen Klimas und des attraktiven Kulturlebens der ideale Ort für die Großfamilie. Im Jahr 1863 kauft Clara Schumann für sich und ihre Kinder ein kleines Häuschen in Baden-Baden, das nur wenige Meter von der Oos und der angrenzenden Lichtentaler Allee entfernt liegt.
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Johannes Brahms
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Der Komponist und Pianist Johannes Brahms wird 1833 in Hamburg geboren. Immer mal wieder wechselt er im Laufe seines Lebens seinen Wohnsitz und stößt irgendwann auch auf das kleine Städtchen an der Oos, Baden-Baden. Zuerst lebt er dort bei seiner guten Freundin Clara Schumann oder im Hotel Bären. Bis er beschließt, sich etwas eigenes zu suchen. In den Sommermonaten zwischen 1865 und 1874 mietet sich Brahms in den zwei Dachgeschosszimmern der Advokatenwitwe Becker ein, genießt die umliegende Natur, musiziert mit befreundeten Musikerinnen und Musikern und komponiert bedeutende Werke.
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Der temporäre Familienvater Brahms
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Im Herbst 1854 lernt Johannes Brahms die Familie Schumann kennen. Robert Schumann ist zu dieser Zeit bereits ein bekannter Pianist und Komponist und Johannes Brahms gerade auf dem Weg dorthin. Deshalb reist er nach Düsseldorf, um dem großen Robert Schumann Klavier vorzuspielen. Dort lernt er auch Clara Schumann kennen - und lieben. Es entsteht eine jahrelange Freundschaft und tiefe Verbundenheit zwischen den beiden Musikern. Als Robert Schumann krank wird, kümmert sich Brahms liebevoll um die schwangere Clara und ihre Kinder. Nach dem Tod Roberts trennen sich die Wege der beiden zwar vorerst, doch ein paar Jahre später ist Brahms wieder da: in Baden-Baden. Dort bezieht er Sommer für Sommer ein Quartier, nicht weit von Claras Haus in Lichtental. In der Kurstadt musizieren die beiden miteinander, gehen spazieren und essen gemeinsam zu Mittag.
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Pauline Viardot
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Pauline Viardot ist eine der erfolgreichsten Sängerinnen des 19. Jahrhunderts, tritt als Pianistin in Konzerten auf, komponiert eigene Werke, unterrichtet talentierte Gesangsschülerinnen und ist Gastgeberin der berühmtesten Salon-Konzerte der Gegend . 1821 wird sie als Tochter des spanischen Tenors Manuel García in Paris geboren. Sie erhält zuerst eine Ausbildung als Pianistin und soll nach dem Tod ihrer Schwester, der berühmten Sopranistin Maria Malibran, als Sängerin in deren Fußstapfen treten. Pauline Viardot reist für Konzerte durch ganz Europa und Russland und bringt zwischendurch auch noch vier Kinder zur Welt. Aus politischen Gründen entscheidet sich die Familie, nach Deutschland umzusiedeln. Die Wahl fällt auf die Sommerhauptstadt Europas, Baden-Baden.
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Pauline Viardot & die Männer
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Pauline Viardot ist nicht nur eine gefragte Sängerin, sondern auch bei ihren Musiker-Kollegen äußerst begehrt. Für die Liebe hat sie allerdings keinen Kopf: Schließlich muss sich die gebürtige Französin erst einmal um ihre musikalische Karriere kümmern. Bis sie den 21 Jahre älteren Theaterdirektor Louis Viardot kennenlernt und 1840 schließlich heiratet. Allerdings gibt es noch einen weiteren Mann in Pauline Viardots Leben, der sich gerne an ihrer Seite gesehen hätte. Der russische Schriftsteller Iwan Turgenjew. In den 1840er Jahren hatte der sich bei einem Gastauftritt der Sängerin in Sankt Petersburg in sie verliebt.
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Luise Adolpha Le Beau
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Luise Adolpha Le Beau wird 1850 in Rastatt geboren. Ihr Vater ist ein badischer Offizier und legt viel Wert auf die musikalische Förderung seiner Tochter. Deshalb lernt sie schon in jungen Jahren das Geigenspiel und wird für den Klavierunterricht zum damaligen Karlsruher Hofkapellmeister Wilhelm Kalliwoda geschickt. Nach ihrer schulischen Ausbildung zieht sie mit ihrer Familie schließlich nach München, um dort Komposition zu studieren. Im September 1893 beschließen Vater, Mutter und Tochter, in die badische Heimat zurückzukehren und nach Baden-Baden zu ziehen. Hier tritt Luise Adolpha Le Beau als Pianistin auf, schreibt neue Werke und beginnt als Journalistin für das hiesige "Badeblatt" Musikkritiken zu verfassen.
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Das Ständchen
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Durch die gemeinsame Freundin Clara Schumann lernen sich auch Pauline Viardot und Johannes Brahms kennen. Natürlich ist auch er zu Gast bei Pauline Viardots weitbekannten Salon-Matineen und bewundert, dass im Hause Viardot so viel über Musik gesprochen wird. Auf Wunsch von Anna von Asten und anderen Gesangsschülerinnen Pauline Viardots fassen sie und Brahms den Entschluss, der Sängerin zu ihrem 48. Geburtstag eine ganz besondere Freude zu bereiten.
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Die zwei ältesten Freundinnen dieses Jahrhunderts
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Pauline Viardot und Clara Schumann lernen sich 1838 bei einem Konzert in Leipzig kennen. Da ist Pauline gerade 17 und Clara noch keine 19 Jahre alt. Eine Begegnung, die das Leben beider nachhaltig verändert, denn daraus entsteht eine Freundschaft, die ihr gesamtes Leben lang währt. Die beiden tauschen sich über die Liebe aus, treten gemeinsam als Klavierduo auf und leben sogar eine Zeit lang in der selben Stadt: im kleinen Kurort an der Oos, Baden-Baden. Und auch wenn sich die beiden Musikerinnen ab und zu in die Haare kriegen; in erster Linie schätzen sie sich und ihre Verschiedenheit. Pauline Viardot nämlich ist laut und sprudelt nur so vor Energie, Clara hingegen ist ruhig und tiefsinnig und schätzt Ordnung und Disziplin.
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Zum Klavierunterricht bei Clara Schumann
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Als Clara Schumann beschließt, sich in Baden-Baden eine neue Heimat aufzubauen, tut sie das vor allem, um dort ein wenig abschalten zu können. Allerdings ist an Erholung im Hause Schumann nicht zu denken. Clara Schumann veranstaltet regelmäßig Hauskonzerte und unterrichtet in den Sommermonaten Klavierschülerinnen bei sich. Eine davon ist die junge, talentierte Luise Adolpha Le Beau aus Rastatt.
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Interviewpartnerinnen und -partner
Dr. Beatrix Borchard, Musikwissenschaftlerin
Dr. Christof Maisch, Vorsitzender der Brahmsgesellschaft Baden-Baden
Elena Kuschnerova, Konzertpianistin und Klavierpädagogin
Dr. Eva Hirtler, Vorsitzende des Lyceum Club Karlsruhe
Dr. Joachim Draheim, Musikwissenschaftler
Lotte Thaler, Musikredakteurin und Musikwissenschaftlerin
Miriam-Alexandra Wigbers, Sängerin und Musikwissenschaftlerin
Udo Barth, Musikkritiker
Dr. Ulrike Keil, Musikwissenschaftlerin
Ute Blumeyer, Geschäftsführerin des Brahmshaus Baden-Baden
Veronica Moritz, Baden-Badenerin
Sprecherinnen und Sprecher
Aline Kinzie als Luise Adolpha Le Beau
Frederik Koblitz als Ivan Turgenjew
Kathrin Schunn als Clara Schumann
Laura Schiffler als Eugenie Schumann
Lenny Lorenz als Nachbar Jakob Rosenhain
Markus Nick als Musikkritiker des Badeblatts
Sophie-Caroline Danner als Pauline Viardot
Tabita Prochnau als Marianne Brandt
Ulrich Wiederspahn als Johannes Brahms
Charlotte Reece, Autorin