Unaufdringlich und mit viel Humor
Indieband Jon Doe im KOHI Karlsruhe
© Kristin Härtel
Die drei Musiker Jurek, Paul und Julian sind am Samstag, dem 8. Juni im Veranstaltungsraum KOHI in der Karlsruher Südstadt zu Gast gewesen. Dank ihres Witzes und einer Menge Spontaneität gelang ihnen eine dynamische, vielseitige Darbietung.
Was wir Deutschen als Max Mustermann kennen, heißt im Englischen John Doe: eine undefinierte Bezeichnung, die sich überall einsetzen lässt. Jurek und Paul aus Karlsruhe und Julian aus Heidelberg wollte einfach kein Name für ihre Band einfallen, bevor sie sich letztendlich für das leicht abgewandelte Jon Doe entschieden. Rückblickend doch eine passende Wahl, meint Sänger Paul. Denn trotz der Bezeichnung Indierock ist ihre Musik auf kein spezifisches Genre festgelegt, nimmt aber aus jedem etwas mit.
Jon Doe bezeichnen ihren Indierock als unaufdringlich. Bassist Jurek beschreibt, was das bedeutet.
Funkige Gitarrenriffs und für Pop unkonventionelle Harmonien finden sich in der Musik von Jon Doe besonders oft wieder. Alle drei Musiker sind sich einig: keine Band beeinflusst sie so stark wie die Red Hot Chili Peppers. Ausgehend davon breiten sie sich immer wieder in verschiedene Richtungen aus. „Wir hören alle ein wenig unterschiedliche Musik“, erklärt Sänger Paul, „und deshalb stecken tausend Einflüsse in unserer eigenen“.
© Philipp Reise
Jon Doe im Backstagebereich vor dem Konzert: Bassist Jurek, Sänger Paul und Drummer Julian (von links).
Mit demselben musikalischen Anspruch betraten die fünf Musiker der Vorband Civi Blue kurz nach 20 Uhr die Bühne. Komplett vorwegnehmen konnten sie den Hauptact nicht. Der Grund: Die meisten Songs bestanden aus gebräuchlichen Harmonien in immer ähnlichen Reihenfolgen.
Eine bessere Vorband als Civi Blue hätte es für Jon Doe trotzdemnicht geben können. Denn ihnen gelang eine große Steigerung der Energie: ohne Nähe zwischen Bühne und Publikum undenkbar. Diese Nähe kam nicht allein daher, dass Frontsänger Merlin nach jedem Song das Geschehen kommentierte. Viele der knapp 40 Leute sahen Civi Blue auch nicht zum ersten Mal live.
© Kristin Härtel
Sänger Merlin von Civi Blue.
Dank der Vorarbeit ihres Supports kamen Jurek, Paul und Julian als Mitglieder einer großen Familie in den Raum. Nicht als Band, die noch keinerlei Bezug zu den Menschen hat, vor denen sie gleich spielt. Unüblich für Rockmusiker, die gerade auf die Bühne gekommen sind: Ihr erster Song startete erstaunlich ruhig. Zu dem Zeitpunkt war es auch noch kein Song, nur ein Klangteppich. Auch diese Effektlastigkeit und die Experimente mit musikalischen Formen gehören zum Signature Sound von Jon Doe.
Die Ansagen von Civi Blue wirkten teilweise sehr durchgeplant, fast schon wie vorgeschriebene Moderationen. Jon Doe waren da spontaner unterwegs. Nach ihrem Intro stellte Frontsänger Paul die Band vor: "Wir sind Jon Doe und ich laber jetzt nicht groß herum. Habt ihr Bock auf den nächsten Song?"
Das Hauptmerkmal der drei Musiker ist ihr Humor. Dieser äußert sich ganz unterschiedlich, zum Beispiel in Form ständiger Grimassen auf der Bühne. Den speziellen Witz der Band können aber genauso Menschen spüren, die ihre Musik noch nie gehört haben: Viele Songs haben unübliche Namen. Beispielsweise Dog Days, Spaghetti, Fresh Burrito oder, an diesem Abend erstmals überhaupt gespielt, ihr neuestes Stück Bubblegum.
Sänger Paul erklärt, wie die Band zu ihren eigenartigen Songnamen kommt.
© Philipp Reise
Schlagzeuger Julian treibt das Grimassenschneiden auf die Spitze.
Kurz vor Schluss hätte sich die Stimmung beinahe noch umgekehrt. Denn beiden Gruppen standen insgesamt nur zwei Stunden zur Verfügung. Nach hinten hin machte sich unter Jurek, Paul und Julian Zeitdruck breit. Als der letzte Song vorbei war, schrie das aufgeheizte Publikum nach einer Zugabe. Die drei Musiker waren sich unsicher, ob sie diese noch spielen dürfen. Erst als ein Mitarbeiter des KOHI sein Einverständnis durch die Menge schrie, entschied sich final, dass die Fans zufrieden nach Hause gehen werden.
© Kristin Härtel
Paul, Julian und Jurek (von links) nach dem letzten Song.
Der Abend beinhaltete alles, was sich jeder Zuschauer bei jedem Konzert wünscht: eine durchgehende Stimmung, musikalische Vielfalt sowie Witz und Spontaneität auf der Bühne. Dazu gehört auch, live mehr Seiten von der Band kennenzulernen als beim bloßen Hören auf Spotify. Oder zu einer Vorband abzugehen, deren Namen auf der Fahrt zum Konzert noch keiner kannte. Oder mit den Musikern lachen zu können, wenn irgendein Mikro nicht funktioniert. Nichts davon ist selbstverständlich. Civi Blue und Jon Doe ist es aber so gelungen, als sei es selbstverständlich.
Sänger Paul verrät, was Fans demnächst erwartet und wie sich die drei Musiker ihre Zukunft vorstellen.
© Philipp Reise
Jon Doe haben dieses Jahr eine Menge Auftritte geplant. Unter anderem bei DAS FEST.