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Rockmusik zum Träumen

International Music im Tollhaus

© Madleen Kutterer

Von Madleen Kutterer am veröffentlicht.

Nach einem Jahr Konzertpause werden nun endlich wieder Konzerte veranstaltet. Und so auch im Karlsruher Tollhaus. Dort findet momentan noch bis zum 15. August das Zeltival statt. Ein kulturelles Sommerfestival mit Konzerten, Comedy und Theater.
Am 07. Juni trat dort die Band International Music auf. Drei Jungs aus Essen, die mit ihrer Musik Krautrock, Psychedelic-Rock und Post-Punk vereinen.

Erst bei Konzertstart beginnt der Saal sich zu füllen. Zwei Mitarbeiter des Tollhauses weisen die Gäste an die Plätze. Mit 25 Minuten Verspätung kommen International Music endlich auf die Bühne. In der einen Hand den Programmzettel, in der anderen ein Bier.

Wir haben noch nicht viel live gespielt.– Bassist Pedro Goncalves Crescenti

Ohne eine Begrüßung startet die Band auch schon ihren ersten Song „Fürst von Metternich“. Dieser ist auch gleichzeitig der erste Song auf ihrem neu erschienenen Album „Ententraum“. Schon im Intro bekommt man das Gefühl, plötzlich ganz abzudriften. Man bemerkt sofort, wie sich der eigene Körper entspannt und Freude aufkommt. Denn das Intro baut sich von Takt zu Takt mit mehr Effekten und Sounds auf und erweckt so psychedelisch wohltuende Klänge.
Peter Rubel (Gitarrist und Sänger) und Pedro Goncalves Crescenti (Bassist und Sänger) stehen in einem Dreieck zum Schlagzeuger Joel Roters.

Auch die Bühnenkulisse verstärkt das Gefühl von Leichtigkeit. Denn die Bühne ist blau beleuchtet und weiße Scheinwerfer sind auf die Band gerichtet. Es scheint so, als stände International Music im Himmel!

© Madleen Kutterer

Ungewöhnlich — so kurz nach einem Album-Release — spielt International Music nicht nur Stücke von ihrem neuen Album. Es ist ein wilder Mix aus neuer und alter Musik. Bassist Crescenti  erklärt das auf der Bühne so: „Das Gute am neuen Album ist, dass man so viele Songs zur Auswahl hat“.
Von Song zu Song spürt man, wie auch die Band immer lockerer wird. Mal schleichen die beiden Sänger ganz bedacht auf der Bühne herum und ein anderes Mal erinnert die Tanzeinlage des Gitarristen an die Rolling Stones.
 

© Madleen Kutterer

Aber die Band kann auch anders. Das merkt man vor allem, als der Song „Erosion Korrosion“ angespielt wird. Hier stehen die beiden Sänger zu Beginn wieder im Dreieck vor dem Schlagzeuger.  Als die erste Strophe beginnt, gehen beide Sänger zu ihrem Mikrophon zurück und stehen fast nur noch starr da. Der Song strotzt vor purer Schwere und erweckt Sehnsucht. Es geht um eine Liebe, die sich durch nachlassende Lust langsam auflöst.
Als man denkt, es wäre vorbei, gehen die beiden Sänger wieder zum Schlagzeuger in die Dreiecks-Formation. Sie endschleunigen immer mehr das Tempo. Ganz langsam lösen sie die Formation wieder auf und spielen gleichzeitig immer schneller. Bis dann ganz zum Schluss Bassist Crescenti das Stück mit improvisierten Melodien ausklingen lässt.
Während der ganzen Performance ist das Publikum gefesselt von der Band. Man denkt, man hätte gerade selber diesen wilden Liebesritt miterlebt!

Für solche fesselnde Sounds benötigt man auch Effekte. Und diese setzt vor allem der Bassist sehr häufig ein. Gekonnt kniet er sich während der Stücke mit seiner Bass-Gitarre vor den Verstärker, um die verschiedensten Effekte zu erzeugen. Und obwohl die Band nach eigenen Aussagen: „noch nicht viel live gespielt“ hat, merkt man das spätestens nach der Hälfte des Konzerts nicht mehr.

Zwischen den einzelnen Songs müssen die beiden Sänger immer wieder ihre Instrumente stimmen. Bassist Pedro Goncalves Crescenti erklärt, dass das am Raumklima liegt. Rubel ergänzt ihn: „Das hat alles mit der Physik zu tun!“ — das Publikum lacht.

Für das Konzertende haben sich die drei Jungs aus Essen eine unterhaltsame Aktion überlegt: Während Gitarrist Rubel das Gitarrenriff des Songs „Los Angeles“ einspielt und dazu singt, läuft Bassist Crescenti mit seinem Smartphone auf der Bühne auf und ab. Schnell stellt sich heraus, wieso er das macht. Crescenti schließt sein Smartphone mithilfe eines Kabels an den Verstärker an und spielt eine eigens eingesprochene Sprachnachricht ab. Was er genau sagt, kann man nicht genau hören. Aber das ist auch gar nicht so wichtig. Denn urplötzlich verlassen alle drei Bandmitglieder schweigend die Bühne und lassen die Sprachnachricht das letzte Wort haben. Doch dann kommen sie wieder zurück und Crescenti erklärt: „Ich weiß gar nicht, was da noch so intimes kommt! Wir spielen lieber noch zwei“ — und auch da hört man lautes Lachen in den Sitzreihen.

© Madleen Kutterer

Aus den zwei letzten Songs wurden drei. Denn Bassist Crescenti sagt kurz vor dem letzten Song: „Wir hätten noch Energy für einen Zwischensong“. Nachdem dann schließlich der allerletzte Song gespielt wurde, geht International Music dankend von der Bühne.
Im Publikum herrscht bereits Aufbruchstimmung. Doch einige wenige Zuschauer haben nicht mit dem Klatschen aufgehört. Immer mehr haben sich angeschlossen, so dass die Band — zumindest zwei von drei — nochmals auf die Bühne kommt. Damit hat wohl niemand gerechnet. Auch nicht die Techniker. Denn die waren bereits nicht mehr an ihrem Mischpult! Auch das Saallicht war bereits angeschaltet. Also sind sie schnell wieder zurück zu ihrem Arbeitsplatz gerannt und Peter Rubel und Pedro Goncalves Crescenti spielen im Duo noch einen letzten Song.

Ein Zuschauer verrät, wie er das Konzert fand:

Dieser Audio-Beitrag enthält Gema-Material und musste aus diesem Grund 7 Tage nach Veröffentlichung depubliziert werden.

Die Spontanität, Leichtigkeit und der Spaß an der Musik haben den Abend im Tollhaus unvergesslich gemacht. Trotz chaotischen Zeiten hat International Music es geschafft, jeden Zuhörenden in eine andere Welt zu verleiten. In die Welt von International Music.

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