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Junger Kulturkanal

LÄUFT

Mit Vintage Sound voll im Trend

Kate Clover in der Alten Hackerei

© Moritz Schläfer

Von Moritz Schläfer am veröffentlicht.

„Hello, I’m Kate Clover from Los Angeles, thank you for being here!“ Kaum, dass Kate Clover diesen Satz zu Ende gebracht hat, prassen sägende Gitarrensounds auf das Publikum nieder. Ein jäher Schlag, ein kurzes Lärmgewitter, dann hat sie die volle Aufmerksamkeit – Kate Clover am 12. Juni in der Alten Hackerei.

Vintage ist zurzeit in Mode. Egal ob Second-Hand-Kleidung, Sofortbildkameras oder Vinyl – alte Trends erleben ihr Comeback. Ob Schnupperkurs in die Vergangenheit oder Schwelgen in Erinnerung: Nostalgie ist ein Lifestyle geworden. Sobald Kate Clover die Bühne betritt, katapultiert sie ihr Publikum zurück in die 50er - zumindest ästhetisch. Blonder Pony, Haarreif und Leopardenlook, die restlichen drei Bandmitglieder in Anzug und Krawatte. Die Gitarrenverstärker sind Klassikermodelle. Auf den ersten Blick erwartet man frechen Rock 'n' Roll mit einem Rockabilly-Anstrich. Doch weit gefehlt: Wenn Kate Clover in die Saiten ihrer roten Fender Telecaster haut, erinnert der Sound eher an Bands wie The Clash – ungeschönt, kraftvoll, aggressiv. Punkrock.

© Moritz Schläfer

Leopardenlook trifft Anzug und Krawatte

Kate Clover lässt sich von Musik aus ihrer Heimat Los Angeles inspirieren. Bands wie X, Germs oder The Gun Club nennt sie als wichtige Einflüsse. Clover kreiert ihren eigenen Stil: In den rohen L.A. Punkrock-Sound der Siebziger bettet sie Einflüsse aus Garage Rock, Rock n Roll und Pop. Schnelle, punkige Riffs mit einer eingängigen Pop-Melodie, garniert durch Gitarrensoli. Ein Style, der auch durch Clovers markante Stimme besticht.

That's how you make real art - when you're being yourself– Kate Clover

Das Ambiente der Alten Hackerei passt zur Ästhetik von Kate Clover. Düsteres Licht, eine Bar, Plakate an den Wänden, eine kleine Bühne - wie man sich einen abgerockten Punk-Club vorstellt. Die Karlsruher Vorband Tyles hat das Publikum schon mit melodischem 70s-Rock warm gemacht. Der Club ist gut besucht. Die Grundstimmung passt.

Das Konzert beginnt mit einem Knall – Gitarre und Schlagzeug schreien um die Wette. Dann der erste Song: „Tearjerker“. Sofort beginnen die ersten Konzertbesucher zu tanzen. Der Groove des Schlagzeugs, die Lautstärke und Drive der Band ergeben eine Wucht, die sofort in die Glieder fährt.

Die Truppe um Kate Clover gibt es noch nicht lange: Sie selbst war zunächst Mitglied diverser Bands in Los Angeles. 2019 zog Clover einen Schlussstrich und verließ die USA, um eigene Musik zu schreiben. Ihr Ziel: Mexico City. Aus geplanten vier Tagen wurden vier Monate. Kate Clover entschloss sich, ihr erstes Album in Mexico City aufzunehmen. Mit Musik im Gepäck kehrte sie nach L.A. zurück und formte dort ihre eigene Band. Zusammen mit ihren Musikern konnte Kate Clover schon einiges an Bühnenerfahrung sammeln: Als Vorband der Hives spielten sie vor ausverkauften Hallen, nun eine Solo-Tour durch Europa.

© Moritz Schläfer

Hierzulande spielt Kate Clover nicht zum ersten Mal, letztes Jahr trat sie beispielsweise in Mannheim auf. Eifrige Repertoire-Kenner scheinen im Publikum dennoch in der Minderheit zu sein. Kein lauter Jubel nach Erklingen der ersten Akkorde, keine Fans, die laut mitsingen. Die Frontfrau muss sich die Gunst des Publikums erst erspielen. Die Energie ihrer Songs, eingängige Melodien und ein tanzbarer Groove ergeben einen Mix, der den Leuten sichtlich Spaß macht. Neben älteren Nummern spielt Kate Clover vor allem Songs aus ihrem aktuellen Album „The Apocalypse Dream“. Ein Highlight: „Damage Control“, die erste Single des Albums, vergleichsweise eher getragen. Es ist Sommer, ein kühles Lüftchen weht. Eine Spritztour im alten Cadillac durch das sonnige Los Angeles. Kalifornische Romantik. So fühlt sich dieser Song an. Doch schnell nimmt der Cadillac an Fahrt auf, wird schneller, immer schneller. Der Motor kracht. Das kraftvolle „Disconnected“ reißt den Zuschauer aus den Sommerträumen, zurück in die Alte Hackerei. Zurück vor die Füße Kate Clovers. Und die fackelt nicht lange: Ihre Songs folgen schnell aufeinander, mit langen Ankündigungen hält sie sich nicht auf. Die Musik soll sprechen. Ein kurzes Intro von Gitarre oder Bass und schon bringt das Schlagzeug eine neue Soundwalze ins Rollen.

Kate Clovers Band wirkt eingespielt und professionell. Look, Sound und Dynamik der Truppe ergeben ein homogenes Bild auf der Bühne. Kate Clover ist authentisch. Sie bleibt ihrer Linie, ihrem Style treu. Dementsprechend wenig Überraschungen gibt es im Sound, wenn das Prinzip mal angekommen ist. Rotzige Punkrock-Riffs und Ohrwurmmelodien. Nicht mehr, nicht weniger. Das Publikum scheint sich daran nicht zu stören, die Stimmung ist ausgelassen.

Das Konzert hat mit einem Knall begonnen - genauso plötzlich endet es. Nach „Follow Your Heart“ verlässt die Band ohne ein Wort die Bühne. Ist denn schon Schluss? Der Applaus ebbt nicht ab. Das Publikum will eine Zugabe. Kate Clover kehrt zurück, ein breites Lächeln auf dem Gesicht. Mit dem letzten Song „Crimewave“ gibt sie nochmal richtig Gas. Der Cadillac prescht über den Highway. Wind umspielt das Gesicht, die Luft flimmert in der Hitze. Nach einer Weile verschwindet das Auto im kalifornischen Sonnenuntergang.

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