Mit Spark durch die Epochen reisen
Daniel Koschitzki im Interview über die Aktualität von Klassik und die Inszenierung von Musik

© Gregor Hohenberg
"Wir versuchen Musik bewusst mit dem Heute zu verknüpfen."
Die klassische Band Spark wurde 2007 von Daniel Koschitzki und Andrea Ritter gegründet. Die Band besteht aus zwei Blockflötist*innen, einem Violinisten, einem Cellisten, einem Pianisten und inszeniert klassische Musik bewusst modern und zeitgemäß. Das Ensemble hat bereits mehrere Alben veröffentlicht. Flötist Daniel Koschitzki hat im Interview mit Katharina Schlegel mehr über die moderne Musikvermittlung und seinen Bezug zur Hochschule für Musik Karlsruhe verraten.
Katharina Schlegel: Steckt klassische Musik in einer Krise?
Daniel Koschitzki: Das kann man nur schwer pauschal beantworten. Ich finde nicht, dass die klassische Musik in einer Krise steckt. Aber es ist einfach an der Zeit ist, über die Präsentation von klassischer Musik und die Konzeption von klassischen Musikprogrammen etwas besser und auch kreativer nachzudenken. Und das ist einer der wesentlichen Ansätze meines Ensembles Spark. Wir versuchen, an der Vermittlung mit neuen Ideen zu arbeiten und mit Konzepten zu kommen, die durchaus auch eine Offenheit in Richtung anderer musikalischer Welten zeigen. Denn ich denke, dass das Interesse an klassischer Musik, auch bei jungen Menschen ungebremst ist. Es gibt also auf jeden Fall ein Publikum für klassische Musik.
Ich denke, dass das Interesse an klassischer Musik, auch bei jungen Menschen ungebremst ist.
Wie sieht dieses Überdenken im konkreten Fall bei Spark aus?
In unseren Programmen möchten wir jungen Menschen mehr Anknüpfungspunkte mit dem heutigen Leben und heutigen Klängen bieten. Klassische Musik ist für mich etwas unglaublich Lebendiges und Hochaktuelles. Ich selbst komme aus einer Familie, in der ganz viele verschiedene Musikrichtungen gleichberechtigt nebeneinanderstehen. Von der aktuellen Hitparade mit Rock und Pop, über Musical, Chanson, Kabarett, bis hin zu klassischer Musik. Und ich persönlich finde es sehr gesund, mit einem weiten Blick auf klassische Musik zu schauen. Denn es gibt vieles in der Klassik, das sich auch in der aktuellen Musik wiederfindet, wie zum Beispiel Grundkadenzen, Spannungsverläufe, Dacapo- und Rondo-Formen. Das bedeutet, klassische Musik kann von sich aus viel zeitgemäßer wahrgenommen werden, als man vielleicht zunächst denken mag. Das Problem, das man in der klassischen Vermittlung hat, ist dass diese häufig einen musealen Charakter bekommt. Man hat eher das Gefühl von einer Nachlassverwaltung. Wir versuchen deshalb,klassiche Werke mit dem Heute zu verknüpfen und das auch bewusst zu machen. Das ist auf jeden Fall eine wichtige Perspektive.
© Gregor Hohenberg
Flötist Daniel Koschitzki
Ist das auch ein Grund, wieso ihr euch als Band und nicht als Ensemble bezeichnet?
Ja, das hat tatsächlich damit zu tun. Und auch damit, dass wir Musik eher wie eine Band fühlen und denken. Das bedeutet, wir arrangieren Musik, wir experimentieren viel im Proberaum und wir versuchen einfach unseren eigenen Sound zu finden. Dazu gehört auch die Präsentation und dass wir auf der Bühne lebendiger agieren. Wir spielen in der Regel auch alle Stücke auswendig und genießen es, die Musik auf der Bühne physisch auszuleben. Das alles entspricht eher einer Band als einem klassischen Ensemble.
Woher kommt die doch eher besondere Besetzung von Spark?
Andrea Ritter und ich sind beide Blockflötisten und die Blockflöte ist unser ganz persönliches Sprachrohr. Unsere Vision war es, die Blockflöte in einen völlig neuen kammermusikalischen Kontext zu stellen.In der öffentlichen Wahrnehmung ist die Blockflöte fast ausschließlich ein Instrument der Alten Musik, also der Renaissance und des Barocks ist. Wir lieben dieses Repertoire, aber wir wollten die Blockflöte etwas zeitgemäßer verordnen und mit modernen Instrumenten, also Streichern und Klavier, zusammenführen. Wir wollen, dass die Blockflöte als ein modernes Blasinstrument wahrgenommen wird, vergleichbar mit einer Oboe, Klarinette oder Querflöte. Unser Publikum lernt das vermeintlich bekannte Instrument Blockflöte von einer völlig neuen Seite kennen. Da gibt es viele Überraschungsmomente und veraltete Klischeevorstellungen werden revidiert.
Hattet ihr als Band schon einmal ein Konzert oder ein Projekt an der Musikhochschule in Karlsruhe?
Ja. Wir haben im November 2017 unser 10-jähriges Jubiläum im Wolfgang-Rihm-Forum der Hochschule gefeiert. Da haben wir zuerst Highlights aus den vergangenen Programmen gespielt und ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert. In der zweiten Hälfte haben wir zusammen mit dem Orchester der Hochschule ein zeitgenössisches Stück gespielt, das der Berliner Komponist Johannes Motschmann für uns geschrieben hat. Das war ein traumhaft schöner Abend, der mir so gut und so lebendig in Erinnerung geblieben ist, als wäre es gestern gewesen.
Und vor vielen Jahren waren meine Spark-Kollegin und ich bei einem Management-Seminar für Musikstudenten dabei. Es ging darum, ein bisschen was aus unserem Alltag zu erzählen und wie wir die Band Spark vor allem zu Beginn organisiert haben. Sozusagen die ersten Schritte in der Selbstständigkeit. Das war auch sehr schön und ich glaube, die Studenten haben ein paar Impulse für sich mitgenommen.
Ich hatte sehr aufgeschlossene Lehrer, die mir dabei geholfen haben, über den Tellerrand hinauszublicken.
Sie haben ja selbst auch an der Musikhochschule in Karlsruhe studiert. Würden Sie sagen, dass Sie das Studium dort geprägt hat?
Ich habe an der Musikhochschule Klavier und Blockflöte studiert. Ende der 90er habe ich angefangen, Ende der 2000er war ich fertig. Ich habe eine sehr gute Erinnerung an die Musikhochschule und an den Austausch, sowohl mit den Kommilitonen als auch mit den Lehrern. Und ich hatte sehr aufgeschlossene Lehrer, die mir geholfen haben, über den Tellerrand hinauszuschauen. Einige Lehrer haben mich auf meinem sehr persönlichen künstlerischen Weg unterstützt und mir mehr Möglichkeiten aufgezeigt. Deshalb hat mich das Studium dort auf jeden Fall geprägt. Aber ich würde nicht sagen, dass Spark ein Resultat meiner Ausbildung an der Musikhochschule ist. Das klassische Musikstudium stellt natürlich absolut die Beschäftigung mit dem kernklassischen Repertoire in den Fokus. Ich bin trotzdem froh, dass meine Professoren mir diesen alternativen Zugang zur klassischen Musik, der vor allem gegen Ende meines Studiums immer stärker wurde, nicht verwehrt haben. Sie fanden es spannend und haben auch erkannt, dass es für die Klassikszene eine Bereicherung ist, wenn es Musiker gibt, die die klassische Tradition in einen etwas weiteren und offeneren Kontext einordnen.
Bei Interesse finden Sie auf der Website von Spark weitere Informationen zur Band und zu aktuellen Veranstaltungsdaten. Oder per Facebook, Instagram und Youtube.