Interview mit Yura Yang: „Es braucht neue Impulse“
Erste Kappellmeisterin verlässt Karlsruhe
© Arno Kohlem
Die Dirigentin Yura Yang erklärt im Interview mit dem JKK was eine Kappellmeisterin macht, warum sie nach Leipzig weiterzieht und wie sie junge Menschen von der Oper überzeugen würde.
Yura Yang ist seit knapp vier Jahren Kapellmeisterin im Badischen Staatstheater Karlsruhe- nun ist es Zeit für den nächsten Karriereschritt. Zur kommenden Spielzeit wechselt sie ans Gewandhaus Leipzig. Frau Yang, was werden sie an Karlsruhe am meisten vermissen?
Yang: Die Zeit in Karlsruhe war einfach sehr schön. Ich werde die Menschen vermissen, die Stadt, das Theater und natürlich den Zoo, wir haben dort eine Jahreskarte. Es fällt mir sehr schwer jetzt umzuziehen, weil ich im Herzen viele wichtige Menschen gewonnen habe.
Der Karlsruher GMD Georg Fritzsch sprach im offiziellen Statement des Badischen Staatstheaters von einem Karriereschritt. Wie groß ist dieser und was erhoffen Sie sich von Ihrem Wechsel nach Leipzig?
Yang: Es ist schon ein großer Schritt für mich. Eigentlich hatte ich nicht das Gefühl, jetzt das Theater wechseln zu wollen, weil ich mich hier mit den Sängern, Orchester und eigentlich allen Kollegen sehr wohl gefühlt habe. Aber ich wusste, dass die Leipziger Oper schon länger auf der Suche nach einem Kapellmeister war. Ein Teil der Familie meines Mannes wohnt in Leipzig, Leipzig ist eine schöne Stadt, das Gewandhausorchester natürlich super und ich dachte: „Okay, ich möchte das jetzt einfach ausprobieren.“ Ich habe mich riesig gefreut, als es geklappt hat. Mein Vorgänger Christoph Gedschold hat genau denselben Weg gemacht, von Karlsruhe nach Leipzig.
Was macht eine Erste Kapellmeisterin genau?
Yang: Es gibt den Generalmusikdirektor, er ist der oberste Dirigent am Theater und für die musikalischen Entscheidungen verantwortlich. Unter ihm gibt es den ersten Kapellmeister und auch noch den zweiten Kapellmeister. Ich, als erste Kapellmeisterin, habe die Aufgabe, Produktionen zu leiten, aber auch Stücke nachzudirigieren. Das bedeutet meistens, dass man keine Probe mit dem Orchester bekommt, sondern das Stück in der Vorführung zum ersten Mal dirigiert.
Die Oper ist meistens gut besucht, glauben Sie, dass das so bleiben wird?
Yang: Ich hoffe es sehr. Unsere Aufgabe ist es, jüngeres Publikum anzuziehen, damit das weiter so läuft.
Wie würden sie einen jungen Menschen von der Oper überzeugen?
Yang: Ich denke wir, müssen die Art und Weise überdenken, wie wir Musik und Theater präsentieren. „Die Zauberflöte“ beispielsweise genauso darzustellen, wie es schon immer gemacht wurde, das wird auf Dauer nicht mehr funktionieren. Es braucht neue Impulse! Kreativität!
Es gibt also zu wenig Augenkitzeln?
Yang: Ja, ich denke Ballett ist deswegen so beliebt, weil man diese körperliche Leistung nur bewundern kann. Eigentlich müsste man genauso die sängerische Leistung bewundern, das ist auch eine wahnsinnige körperliche Leistung. Es könnte auch so eine Art digitale Einführung für Jugendliche geben, auf deren Plattformen und in deren Sprache. Die Geschichten, die in der Oper erzählt werden, sind oft eher fremd und schwer verständlich.
Sie spielen sehr gut Klavier. Gibt es noch ein anderes Instrument, das Sie beherrschen?
Yang: Ich habe mal angefangen, Cello zu lernen. Es ist mein Lieblingsinstrument. Es klingt so menschlich, fast wie die menschliche Stimme. Aber ich bin noch nicht so weit, habe nie intensiv gelernt. Aber wenn ich zurückreisen und noch einmal wählen könnte, würde ich vielleicht Cello spielen.
Gab es mal einen Plan, etwas anderes mit dem musikalischen Talent anzufangen, außer zu dirigieren?
Yang: Es war von Anfang an das Dirigieren. Ich habe mich eher spät dazu entschlossen, überhaupt Musik zu studieren, da war ich 17. Ich hatte nur ein Ziel: Dirigentin zu werden. Dem bin ich bis heute gefolgt. Und ich bereue gar nichts, denn ich weiß, dass ich in jeder Situation mein Bestes gegeben habe. Es war ein schöner Weg, aber wenn ich noch einmal anfangen müsste, dann würde ich wahrscheinlich etwas ganz anderes machen. Was mit Tieren, Zoopflegerin vielleicht (lacht).
Wer jetzt Lust hat zu erfahren, was sonst noch so im Orchestergraben los ist, dem ist die Shorthand Page von Emma Dübner und Frederik Koblitz zu empfehlen