ESC-Finale: "That's Amore"
ESCape mit Bennet und Tabita - Vol. 12
Alle guten Dinge sind 12. So leiten wir unsere letzte ESC-Sendung für diese Saison ein. Vorletzte Woche gabs die nämlich die volle Dröhnung: am Dienstag das erste Halbfinale, am Donnerstag das zweite und am Samstag dann das große Finale. In der vorigen Sendung haben Bennet und ich unsere Top 10 vorgestellt und einen Blick in die Zukunft gewagt: Wer wird beim ESC gut abschneiden? Wem wünschen wir eine gute Platzierung? Wer ist bei uns eher gefloppt? Nach letzter Woche lohnt sich nun der Rückblick: Wer kam ins Finale? Wer gehört zu unseren Highlights? Und welches Ergebnis hat uns schockiert? Das alles in unserer finalen Sendung zum Eurovision Song Contest.
Und hier kommt sie: Vol. 12 der ESCape-Reihe
Die ESC Gewinner: Ukraine (631 Punkte)
Die Gruppe Kalush Orchestra mit "Stefania" geht beim diesjährigen Eurovision Song Contest als Sieger hervor. Mit sage und schreibe 439 Punkten aus dem Publikumsvoting erreicht die Ukraine damit ein historisches Ergebnis. Die Mischung aus Rap und Folk überzeugt Europa, das sich beim Voting mit der Ukraine zu solidarisieren scheint. Die Lyrics über das Wiegenlied der Mutter Stefania gleicht einer Hommage an das Heimatland. "Ламаними дорогами прийду я завжди до тебе" - "Ich werde immer auf kaputten Straßen zu dir (zurück) kommen".
"Wie findest du eigentlich, dass die Ukraine gewonnen hat? Hätte nicht der beste Song gewinnen sollen?" Diese Fragen haben wir nach dem Finale sehr häufig gehört. Was unsere Antwort darauf ist? Der Song hat es mit seinem exquisiten Genre-Mix defintiv verdient ganz weit vorne zu landen. Nicht zuletzt auch wegen der überzeugenden Performance auf der ESC-Bühne. Cool, läßig und mitreißend.
Platz 2: Großbritannien (466 Punkte)
Sam Ryder hat mit viel Freude seinen Song "Space Man" performt. Und das ziemlich erfolgreich. Seine Begeisterung auf der Bühne kam beim Publikum und vor allem bei der Jury an (283 Punkte).
Natürlich, sympathisch und mitreißend war auch der Opener des Finalabends. Zumindest die Performance der Sängerin. Zwar hat die Gruppe We Are Domi aus Tschechien musikalisch nicht überzeugen können (über den Dance-Song mit Elektro-Sounds kann man sich streiten, die Sängerin hat mit einigen Voicecracks aber defintiv nicht glänzen können), dafür aber das ungekünstelte Tanzen der Sängerin. Sie ist zum Song total abgegangen und man konnte ihre Freude dabei förmlich spüren. Dafür hagelt es für Tschechien immerhin fünf Sympathiepunkte aus dem Publikum. Für das Land reicht trotz es trotz der Freude und Energie nur für Platz 22 (von 25).
Platz 3: Spanien (459 Punkte)
Zu Tabitas Higlights im Finale gehört auf jeden Fall die tänzerische Hochleistungs-Performance von Chanel aus Spanien. Bennet ist sehr glücklich darüber, dass es nun auch endlich die Dancebreak-Version von "SloMo" auf Spotify und Co. gibt. In dem extra Instrumental-Teil des Songs kann man sich Chanels Choreographie auch ohne Video vorstellen. Sieht man aber die Live-Performance so reißt Chanel einen damit förmlich vom Hocker. Ein Nachteil hat die Profi-Choreographie allerdings: der Gesang geht leider etwas unter.
Unser Flop des Finalabends: Italien (Platz 6)
Sänger Mahmood und Rapper Blanko landen mit "Brividi" auf Platz 6 (268 Punkte). Allerdings ging der Auftritt wirklich in die Hose: Mahmood trifft die hohen Töne nicht, seine Stimme klingt eng und kratzt schief an der höheren Lage entlang. Blanco dagegen wirkt sicherer und die Interaktion des Duos ist auch sehr schön mit anzusehen, allerdings harmonieren sie gesanglich auf der Bühne wirklich überhaupt nicht. Überraschend, dass es bei der Punktevergabe dann für kurze Zeit so aussah, als hätte Italien Gewinnerchancen.
Der nächste Flop: Rumänien (65 Punkte)
Wir waren noch nie Fans von WRS' Sommer-Club-Song "Llámame". Seine Performance im Finale fanden wir daher ebenfalls ganz grausig. Spanien hat sich von den einfallslosen (spanischen) Lyrics "Hallo, mein Ba-hay-by, ruf mich an, ruf mich an" allerdings angesprochen gefühlt und hat dem guten WRS aus Rumänien glatte 10 Jury-Punkte (von 12) gegeben.
Platz 4: Schweden (438 Punkte)
Cornelia Jacobs hat am Finale gesanglich ihre schlechteste Performance abgeliefert. Vor allem gegen Ende des Songs wird ihre sonst schon rauchige Stimme etwas brüchig. Tabita geht so langsam auch die giftgrüne Kreiswand im Hintergrund auf den Keks. Bennet stört sich nicht daran, dass Schweden auf dem vierten Platz landet. Zurecht?
Platz 5: Serbien (312 Punkte)
Tabitas absoluter Favorit Konstrakta mit "In Corpore Sano" hat es in die Top 5 geschafft. Grund zur Freude und Grund zum Feiern. Die Lyrics auf Latein, das Infragestellen von körperlicher Perfektion als Ideal und Konstraktas eiserner Blick in die Kamera, während sie sich die Hände wäscht. Ein kurioser Auftritt, der aber damit defintiv hängen bleibt.
Ein überraschender Flop: Frankreich (17 Punkte)
Der up-beat Dance-Song "Fulenn" auf Bretonisch (!) landet beim ESC nur auf dem vorletzten Platz - und bekam sogar weniger Punkte im Televoting als Deutschland. Wie konnte denn das passieren? Wir - vor allem Bennet - sind über das überraschend schlechte Ergebnis von Alvan & Ahez sehr enttäuscht.
Auf dem letzten Platz: Deutschland (6 Punkte)
Für den deutschen Beitrag "Rockstars" von Malik Harris gab es sechs Punkte aus dem Publikum und schlappe null Punkte von der Jury. Autsch. Dabei hat Malik defintiv mehr Punkte und eine höhere Platzierung verdient. Der Popsong mit sich steigernden Rapteilen passt gut zu dem deutsch-amerikanischen Sänger. Die Bühne war mit Teppichen auf dem Boden und Musikinstrumenten im Halbkreis authentisch und stimmig in Szene gesetzt. Malik hat so gewirkt als würde er sich gerade in seinem Heimstudio befinden und wir dürfen zuhören - ganz privat und nah. Man merkt: in solch einer Szenerie fühlt sich Malik wohl, sein Video-Beitrag für die Eurovision House Party war nämlich ähnlich gestaltet. Wieso gab das dafür so wenig bis keine Punkte?
Ein Krimi: Televoting vs. Juryvoting
Jury und Pubikum hätten sich beim diesjährigen ESC nicht uneiniger sein können.
Besonders bitter wurde es für die Schweiz mit "Boys Do Cry". Name war tragischerweise quasi Programm, denn Sänger Marius Bear hat null Punkte aus dem Publikum bekommen. Autsch. Mit den 78 Jurypunkten landet er aber immerhin auf Platz 17.
Das Größte Battle zwischen Jury und Publikum: Moldawien (Platz 7)
Für Zdob şi Zdub & Advahov Brothers mit dem spaßigen Song Folk-Song "Trenulețul" gab es vom Publikum 239 Punkte (und war somit der zweitbeliebteste Song beim Publikum), von der Jury nur 14. Upps. "Trenulețul" klang im Finale übrigens längst nicht mehr so wie in der Original-Version. Dafür mehr nach Volksmusik und Schwäbischer Eisenbahn. Aber hört selbst.
Unsere ESC-Kostümparty
Wir haben uns zusammen mit Bennets WG (Lilly und Tom) am Finalabend zu einer Kostümparty verabredet. Jeder musste in einem Outfit kommen, wie es ein Künstler oder eine Künstlerin auf der diesjährigen ESC-Bühne trägt. Tabita kam als Konstrakta "Biti" aus Serbien, Bennet war passend zu den Gewinnern aus der Ukraine als Sänger von Kalush Orchestra verkleidet, Lilly gab Cornelia Jacobs aus Schweden zum Besten und Tom hätte mit gelbem Regenmantel und schwarzen Federn im Haar den Sänger der finnischen Band The Rasmus gut und gerne ersetzen können. Für Finnland hat es nämlich nur auf Platz 21 (von 25) gerreicht. Was Schönes gibt es aber hier zu sehen: ein TikTok-Video von Bennet zeigt unsere ESC-Kostümparty.
Die Nicht-Qualifizierer aus den Halbfinalen
Nicht im Finale: Lettland
Der fröhlich-spaßige Song "Eat Your Salad" der Gruppe Citi Zēni (gekleidet in kunterbunten Anzügen) landet im ersten Halbfinale nur auf Platz 14 (von 17). Ins Finale schaffen es allerdings nur die Top 10. Und damit ist Bennets (Zweit-)Favorit schon vor dem Finale rausgeflogen.
Auch nicht im Finale: Albanien
Leider hat es im ersten Halbinfale auch nicht für Ronela Hajati und "Sekret" geklappt. Dabei war sie ein erstklassiger Opener, der energievolle und variantenreich überzeugt hat.
Warum, weiß keiner, aber leider auch nicht im Finale: Israel
Michael Ben David hat mit "I.M." eine richtig starke Performance hingelegt. Die Kamereinstellungen waren immer "on point", Michael hat sowohl gesanglich als auch tänzerisch brilliert. Für Tabita war es defintiv die Beste Performance im zweiten Halbfinale. Warum schafft es solch ein Song nicht ins Finale?
Die Überraschungs-Qualifizierer aus den Halbfinalen
Der Geradeso-Qualifizierer: Aserbaidschan
Bennet war ein riesen Fan. Und gerade deshalb hat er sich riesig gefreut, als Nadir Rustamli mit "Fade To Black" im zweiten Halbfinale auf Platz 10 landete, und damit ins Finale gerutscht ist.
Überrschaschend doch im Finale: Polen
Ochman konnte mit "River" im zweiten Halbfinale sehr überzeugen. Im Vergleich zum nationalen Vorentscheid hat er nun echte Bühnenpräsenz gezeigt und seinen Song toll performt.
Wir lüften ein Geheimnis - oder mehrere
Warum schneidet mein Lieblingssong so schlecht ab?
Die Platzierungen beim ESC setzen sich je zur Hälfte aus Publikums- und Jurystimmen zusammen. Warum gute Songs oft auch auf den hinteren Plätzen landen, erklären wir hier:
Wird der nächste ESC in der Ukraine stattfinden?
Wer hat den Amerikanischen Song Contest gewonnen?
Warum haben die Intervall-Acts mehr als 6 Leute auf der Bühne?
Das weiß keiner. Laut ESC-Regel sind nämlich nur sechs Leute auf der Bühne erlaubt. Zumindest bei den teilnehmenden Ländern. Das Gastgeberland Italien konnte dafür nämlich aus den Völlen schöpfen. Ein interessanter Kontrast zwischen Teilnehmer- und Intervall-Acts.
Wer hat gesagt, dass es immer so viele Moderatoren sein müssen?
Werden wir uns nächstes Jahr wiedersehen?
Ob Benet und Tabita nächstes Jahr weiter machen, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht offiziell bestätigt werden. Bestätigt ist aber, dass Måneskin, als erste Gewinner jemals, im Finale nicht ihren Gewinnersong gespielt haben. Dafür gab es aber ihren neuen Titel Supermodel.
Arrivederci - Auf Wiedersehen
Das war unsere Reihe zum Eurovision Song Contest. Ein ESCape vom tristen Alltag mitten rein in die bunte Welt des ESCs. Es war uns eine riesige Freude mit euch. Alles gute und bis hoffentlich bald.
Eure/r Tabita und Bennet