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Campusradio Karlsruhe

"Es ist absoluter Wahnsinn."

Black Sea Dahu am 1. Juli im Tollhaus

© Katharina Schlegel

Von Katharina Schlegel am veröffentlicht.

Ehrliche Musik mit ganz viel Emotion

Die Bühne ist in blaues Licht getaucht. Sanfter Nebel wabert in den Raum und es herrscht eine angenehm losgelöste und offene Atmosphäre. Vorfreude. Für einige ist es das erste Konzert nach dem Corona-Lockdown. Und das merkt man. 

© Katharina Schlegel

Die sechsköpfige Band Black Sea Dahu betreten die Bühne und beginnen direkt zu spielen. Sie stehen nahe zusammen im Zentrum der Bühne, halten Blickkontakt und stimmen sich genau ab. Der Klang: schwebend. Über die Liegetöne des Cellos und Keyboards legen sich sanfte Pattern der Gitarren. Die Musik scheint zu stehen und sich doch ständig zu verändern. Ein Lächeln erscheint auf dem Gesicht der Sängerin Janine Cathrein: "Es ist absoluter Wahnsinn, wieder auf der Bühne zu sein."
Die Band aus Zürich in der Schweiz macht Indie-Folk mit einem gitarrenlastigen Sound. Auf der Bühne stehen fünf Gitarren. Daneben mehrere Tasteninstrumente: ein Keyboard, Synthesizer und sogar eine kleine Bühnenorgel. Dahinter ein E-Bass und ein Schlagzeug. Ganz vorne in der Ecke der Bühne liegt ein Cello. Gespielt werden diese ganzen Instrumente von den Geschwistern Janine, Vera und Simon Cathrein sowie Paul Märkl, Nick Furrer und Ramon Ziegler.
Was die Band allerdings besonders macht ist die überraschende Stimme der Frontfrau Janine Cathrein: Ehrlich, rau und ganz direkt singt sie ihre selbstgeschriebenen Texte und geht dabei ganz in der Musik auf.
Dass bei dieser Zusammenstellung einzigartige Klänge entstehen, ist naheliegen. Und diesen Stil zu beschreiben ist gar nicht so einfach – auch für Janine Cathrein selbst:

Die Veranstaltung im Tollhaus ist gut besucht. Das Konzert ist Teil des Zeltivals, einem Sommerfestival mit einer bunten Mischung von kulturellen Veranstaltungen. Man merkt dem Publikum an, dass nach 7 Monaten Stille endlich wieder Zeit für Kultur ist. 
Und das Konzert von Black Sea Dahu ist genau der richtige Auftakt. Für viele im Publikum ist es nicht nur das erste Konzert nach dem Lockdown; sondern auch das erste Konzert der schweizer Band. „Das wird eine Challenge“, schmunzelt die Sängerin Janine Cathrein. Eine Challenge, die die Band gelassen nimmt und mit Bravour meistert. Schon nach den ersten zwei Songs ist das Publikum verzaubert – so könnte man es sagen. Die mystischen und atmosphärischen Klänge reißen die Zuhörenden mit: Der erste Song geht direkt in den zweiten über. Takt für Takt verändern sich der Rhythmus und die Dynamik. Melodieschnipsel tauchen auf und verschwinden wieder. Darüber legt sich die unverwechselbare Stimme von Janine Cathrein.

Da gab es einen mega romantischen Moment mit mir selbst.– Janine Cathrein über den Song "Big Mouth"

Aber nicht nur die Musik zieht in ihren Bann, sondern auch die Band selbst. Zwischen den Songs stimmt die Sängerin ihre Gitarre um, stellt ihre Effektpedale ein und erzählt mit sympathischem schweizer Dialekt Geschichten zu den Songs. Sie nimmt sich Zeit und entführt das Publikum in ihre Welt voller Poesie und Musik. 

Es passiert viel. Nicht nur auf der Bühne, sondern vor allem in der Musik: Ständig kommen neue Elemente dazu, entwickeln sich weiter oder brechen weg. So baut sich ein Song erst auf, wird immer größer und schrumpft dann zusammen auf vierstimmigen harmonischen Gesang -  a capella. "Please help me" singt Janine Cathrein mit starker Stimme - ein Gänsehautmoment. Und wieder wird deutlich, dass an dieser Band alles echt ist, alles handgemacht. Von den Texten, über die Instrumentals bis hin zu den Emotionen auf der Bühne. 
Alles handgemacht – bis auf zwei technische Ausnahmen, erklärt Janine Cathrein nach dem Konzert:

Die Band hat sich vom Lockdown nicht aufhalten lassen. Während der Pandemie haben sie viel an neuen Songs gearbeitet und mit Sounds herumprobiert. „Glue“ ist einer der Songs, die dabei entstanden sind, aber erst nach dem Konzert am 9. Juli 2021 veröffentlicht wurden. Die Band spielt ihn trotzdem im Tollhaus. Noch vor der Veröffentlichung. Janine Cathrein steht für diesen Song am Klavier. Sie hat fast die ganze Zeit ihre Augen geschlossen und ist ganz bei sich, bei der Musik und der Emotion. 
Wie zu jedem Song von Black Sea Dahu gibt es auch zu "Glue" eine Geschichte: „Es geht um unsere Großmutter, die an Demenz erkrankt ist“, heißt es auf Instagram. „Musik ist das Einzige, was sie noch erreicht.“ Und damit erreichen sie auch das Publikum im Tollhaus.

© Katharina Schlegel

Nach dem Konzert forderte das Publikum eine Zugabe - und Black Sea Dahu spielten erneut.

Janine Cathrein hat mit ihrer Band viel vor. Sie möchte überall touren, am liebsten auf der ganzen Welt. Und vor allem will sie, dass alle auf der Bühne ihre Miete von den Auftritten und der Musik zahlen können. Das ist ihr großer Traum. Man merkt, dass nicht nur Janine Catherin, sondern auch alle anderen Bandmitglieder von Black Sea Dahu für die Musik brennen. Bei dieser Band stehen nicht die Mitglieder im Vordergrund, sondern es geht einfach nur um die Musik, um die Texte und die Atmosphäre. 
Damit haben sie bei dem Publikum im Tollhaus einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Viele bleiben nach dem Konzert noch länger, stöbern durch den Verkaufsstand der Band und nehmen eines der T-Shirts, eine CD oder das Songbook zu den ersten beiden Alben mit. Die Mitglieder von Black Sea Dahu nehmen sich Zeit: Sie beantworten Fragen zu Songs und der Entstehung der Alben und erzählen quasi aus dem Nähkästchen.

Authentisch. So lässt sich der Abend zusammenfassen. Die Band ist sympathisch, direkt und ehrlich. Und die Songs erzählen von ganz persönlichen und intimen Momenten, die von der Musik genauso getragen werden, wie von den Texten selbst. 

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