Die Badische Landesbibliothek im Interview
Wie der digitale Wandel die Zukunft der Bibliotheken prägt
© Sophie Fink
Der stellvertretende Direktor Volker Wittenauer erzählt, warum sich die Badische Landesbibliothek (BLB) zum modernen Lern- und Informationszentrum entwickelt hat.
Sie sind seit 2010 in der Badischen Landesbibliothek tätig. Wie kamen Sie nach Karlsruhe?
Ich war zuvor an der Universitätsbibliothek Heidelberg als Benutzungsleiter beschäftigt. 2010 war die Stelle als stellvertretender Direktor der BLB ausgeschrieben und damit zusammenhängend auch Personalverantwortung, strategische Planung und Haushaltsverantwortung. Diese Bereiche haben mich schon immer gereizt. Außerdem war Karlsruhe als Stadt für mich attraktiv. Insofern habe ich nicht lange gezögert und mich beworben.
Dieser Audio-Beitrag enthält Gema-Material und musste aus diesem Grund 7 Tage nach Veröffentlichung depubliziert werden.
Schon 2015 haben Sie in einem Fachaufsatz gefordert, Bibliotheken müssten mehr zu Lernräumen werden. Was hat sich seitdem getan?
Wir haben die Attraktivität der Bibliothek als Lernort sukzessive gesteigert. Highlight ist die im vergangenen Jahr eröffnete Lernwerkstatt, die der Vielfalt der Erwartungen an eine Bibliothek gerecht wird. Früher gab es das Klischee und auch die Haltung: Im wunderschönen Lesesaal kann man allein in absoluter Ruhe arbeiten. Durch veränderte Lehr- und Lernbedingungen an Schulen und Universitäten hat die Gruppenarbeit und Anwendung moderner Medien an Bedeutung gewonnen. Dem haben wir Rechnung getragen. Die Lernwerkstatt ist nicht nur in technischer Hinsicht, sondern auch hinsichtlich der Räumlichkeiten auf dem Level, das heute erwartet wird. Sie hat flexibles Mobiliar, ermöglicht variable Lernszenarien und bietet die Gelegenheit, Schulungen in ansprechendem Ambiente durchzuführen.
Vor einem Jahr wurde die Lernwerkstatt eröffnet. Wie kommt sie bisher an?
Die Lernwerkstatt ist mit einem fulminanten Programm gestartet, das auch auf neue Formate gesetzt hat – vor allem in Kooperation mit Bildungsträgern hier in Karlsruhe. Interessant und auch rege nachgefragt sind alle Veranstaltungen zu KI. Darauf haben wir bewusst einen Fokus gesetzt. Was die Attraktivität als Lernraum angeht, hat sie von Anfang an den Durchbruch geschafft. Schon in den ersten Wochen war sie gut besucht und ist inzwischen der bevorzugte Lernraum für viele geworden.
© Sophie Fink
Wie hat sich die Rolle der Bibliotheken mit dem Aufkommen der digitalen Technologien verändert?
Früher war die Bibliothek ein Hort der Bücher und wertvollen Schätze, und häufig wurden diese Schätze nicht allen präsent. Durch die Digitalisierung werden die Bestände weltweit verfügbar, unabhängig von Ort und Zeit. Die Digitalisierung ist deswegen im Grunde genommen die Entwicklung zur kulturellen Teilhabe aller. Auch der gemeine Bürger, der sich für die regionale Geschichte Badens interessiert, findet hier Quellen von unschätzbarem Wert. Zum Beispiel haben wir die Karlsruher Adressbücher digitalisiert. Dort kann jeder nachschauen, wann wo wer in welcher Straße gelebt hat. Auch die historischen Zeitungen sind beliebt, wenn es darum geht: Was ist am Geburtstag meines Großvaters gerade in Baden passiert?
In der heutigen Zeit informieren sich viele zuerst übers Internet. Suchen Studierende noch Bibliotheken auf?
Als Google aufkam, haben viele Bibliothekare das gerne schlecht geredet. Mittlerweile hat sich Google durchgesetzt. Durch die Informationsflut ist es aber auch ein Instrument, was einen gewissen Zeitaufwand bedarf. Bibliotheken haben nach wie vor Bibliothekskataloge als direkten Zugang.
Es ist kein Entweder-Oder, sondern ein Sowohl-als-Auch.
Durch neue technische Entwicklungen wird es immer schwieriger Falschinformationen zu verifizieren. Wie können Bibliotheken dabei helfen?
Wir bieten im Rahmen der Lernwerkstatt gerade auch zum Thema Fake News entsprechende Schulungen an, um die gute, seriöse Quelle von der vermeintlichen und auch tatsächlichen Falschinformation zu trennen.
Herr Wittenauer über die Zukunft der Bibliotheken:
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Wer noch mehr zum Thema Bücher erfahren will, kann sich hier den Artikel zur Frankfurter Buchmesse anschauen.