Die 80er waren nie ganz weg
Brigitte Heck im Interview

© Philipp Reise
Die neue Erlebnisausstellung des Badischen Landesmuseums möchte die 1980er Jahre wieder zum Leben erwecken. Kuratorin Brigitte Heck, Oberkonservatorin und Leiterin des Referats Volkskunde, verriet, dass es um mehr als nur das Lebensgefühl geht.
Frau Heck, was verspüren Sie, wenn Sie an die 80er denken?
Ich verbinde damit einen Blick zurück in meine Jugend, weil ich in den 80er Jahren mein Abitur gemacht und studiert habe. Es ist ein Schritt zurück in eigene Lebenswelten.
Was war der Anlass, dieses Projekt ins Leben zu rufen?
Unser Direktor und ich waren der Meinung, die 80er haben ein großes Potential. Viele historische Entwicklungen und Phänomene, die wir heute leben, begannen damals, gerade auch Politisches. Und um das ein Stück weit mit der derzeitigen Renaissance in der Mode zu verbinden, erschien eine kulturgeschichtliche Ausstellung sinnvoll.
Ihrer Meinung nach sollte man die 80er von möglichst vielen Standpunkten aus ansprechen?
Ja, sonst konzentrieren wir uns vielleicht zu sehr auf die Konsumgeschichte, also die wenigen materiellen Belege. Das große Ganze spielt eine viel wichtigere Rolle.
Also geht es auch um die Parallelen zwischen gestern und heute …
… und um die Anfänge von Prozessen, die wir gerade erleben. Die Welt und Europa waren damals geteilt. 1992 hat sich die Situation durch die Auflösung der Sowjetunion zwar entschärft, aber es bildeten sich neue Lager. Und der Ukraine-Krieg hat verdeutlicht, wie sehr altes Blockdenken zurückkehrt. Politische Lagerbildungen rücken plötzlich in den Vordergrund und die Militarisierung der Gesellschaft gewinnt wieder an Relevanz. Und das in einer Form, in der das die Generation der 80er wahrscheinlich nicht mehr erwartet hätte.
Es gibt in ganz Karlsruhe Plakate mit Songlines wie „Ich will Spaß“ oder Prominenten aus der Zeit. Steht das Lebensgefühl oder die gesellschaftliche Problematik mehr im Fokus der Ausstellung?
Beides zu gleichen Teilen. Das Lebensgefühl soll die Besuchenden in ihrer Erfahrungswelt abholen. Informationen über politische Prozesse zu vermitteln ist ein Bildungsauftrag, der für uns als Museum die gleiche Bedeutung hat.
Für mich ist ein Objekt dann interessant, wenn ich in ihm eine Art Zeitkapsel erkenne.
In der Ausstellung dreht sich alles um Alltagsgegenstände aus der damaligen Zeit, die auch von den Besuchenden selbst beigesteuert werden können. Das Sammeln ist in Ihrem Job zentral. Wie plant man eine Sammelaktion, die auch vom Engagement der Besuchenden abhängt?
Nur über die Besuchenden zu sammeln wäre sicher zu knapp. Wir haben selbst 150 neue Objekte eingebracht. Diese Grundlage soll die Besuchenden anregen. Über die Website des Badischen Landesmuseums soll die Ausstellung so vom ersten Tag an bereichert werden. Wir erwarten uns da viele Objekte aus der Konsumkultur, zum Beispiel Mode, Spiele, politische Sticker oder auch LPs.
Übt das Sammeln bei Ihnen auch eine gewisse Faszination aus?
Ganz sicher. Für mich ist ein Objekt dann interessant, wenn ich in ihm eine Art Zeitkapsel erkenne. Als Wissenschaftlerin bin ich dann beauftragt zu prüfen, ob diese Gefühle auch repräsentativ sind.
Die Ausstellung trägt den Titel „Die 80er – Sie sind wieder da!“, aber waren sie denn je ganz weg?
Das waren sie sicher nie. Weder politisch, noch haben sich die Musikströmungen verloren. Das ist einfach der Slogan der Werbeabteilung, und insofern tauchen sie jetzt wieder auf.



Lichtwand am Eingang