Der Tempel tanzt zum Groove der Linda Kyei Band
Die Linda Kyei Band beim Homegrown Konzert im Kulturzentrum Tempel
© Ben Deckarm
Es waren harte Wochen für den Jazzclub Karlsruhe. Eröffnung im September 2023 – endlich ein eigener Club. Alles neu, bis auf die Wasserleitungen. Das wurde dem Club zum Verhängnis. Ein Wasserschaden. Nur wenige Monate nach Eröffnung muss der Jazzclub erstmal schließen. Keine Konzerte mehr in der Kaiserpassage 6.
Gernot Ziegler vom Jazzclub Karlsruhe über den Wasserschaden:
Wahrscheinlich also kehrt der Jazzclub erst nach der Sommerpause wieder in sein zu Hause zurück. Die Konzerte sollen natürlich trotzdem stattfinden. Zum Glück ist das kein großes Problem. Bevor der Jazzclub seinen eigenen Standort hatte, haben Konzerte in verschiedenen Locations stattgefunden.
Der Tempel sei immer eine der Locations gewesen, in denen Jazzclub Veranstaltungen stattgefunden haben, so Gernot Ziegler.
An diesem 10. Juni weicht der Jazzclub Karlsruhe also in die Location Kulturzentrum Tempel aus. Ein bisschen weiter raus muss man, denn der Tempel ist in Mühlburg. Er ist auf dem Gelände der ehemalige Seldeneck´schen Brauerei.
Linda Kyei tritt an diesem Abend mit ihrer Band für die Reihe der Homegrown Konzerte auf. Dafür lädt sich der Jazzclub Karlsruhe Künstler:innen aus der Umgebung ein. Linda Kyei ist eigentlich hauptsächlich in der Stuttgarter Jazzszene aktiv. Doch der Karlsruher Jazzclub kennt für seine Homegrown-Konzertreihe keine absurden Stadt Rivalitäten. Wer die Sendung “Gute Unterhaltung” mit Pierre M. Krause kennt, hat Linda Kyei mit ihrer Band schon spielen sehen. Sie begleiten die Show musikalisch. Neben der Arbeit als Sängerin, Songwriterin und Violinistin ist Linda Kyei zusätzlich noch als Chorleiterin tätig.
© Ben Deckarm
Linda Kyei und Michael Speth an der Geige.
Schon vor dem Konzert schwingt eine familiäre Stimmung im Konzertsaal mit. Bestuhlt, aber mit einem freien Bereich zum Tanzen. Es ist noch früh – die Zuschauer:innen genießen den Frühlingsabend im Hof. Ein Blick auf die Bühne ist vielversprechend: Ein Cello, zwei Geigen eine Querflöte, ein Saxophon, Schlagzeug, Sequenzer, Synths und eine E-Gitarre stehen bereit.
Während die Besucher:innen noch quatschen, schlendert die Band auf die Bühne. Die ersten Klänge und alle wissen: das wird ein guter Abend. Die Songs der Linda Kyei Band sind eine Kombination aus Jazz, Soul und Pop – sie nennt es Popular Electronic Jazz. Nur ein paar Minuten reichen und das Publikum ist dem Groove der Band schon verfallen. Der Gesamtsound ist sehr weich. Eine wohlig flauschige Wolke zum reinlegen. Linda Kyei animiert früh im Konzert das Publikum zum Tanzen. Es dauert auch nicht lange, bis die Ersten aufstehen und zu tanzen beginnen. Zur großen Freude der Sängerin. Linda Kyei spielt am Synthesizer und singt mit ihrer weichen Stimme. Als wäre das nicht genug, greift sie gelegentlich auch noch zur Geige und ergänzt damit den ersten Geiger Michael Speth. Andreas Schäfer spielt Cello. Dazu kommt auch noch Carsten Netz der ständig zwischen Querflöte und Saxophon wechselt. Drummer Zbikbeat, spielt manchmal Schlagzeug, oder werkelt am Sequenzer herum. So klingen mehr Instrumente, als eigentlich Musikerinnen und Musiker auf der Bühne stehen. Dabei ist die Band mit sechs Mitgliedern schon groß besetzt.
Das garantiert Abwechslung und von langsamen Balladen bis zu housigen Grooves ist alles dabei. Jeder Song klingt anders und man kann kaum glauben, dass nur sechs Menschen auf der Bühne stehen. Konstant ist die angenehme Stimmung, die das Publikum einhüllt.
© Ben Deckarm
Carsten Netz spielt abwechselnd Saxophon und Flöte.
Die Pause unterstreicht die Gemütlichkeit des Abends. Nochmal kurz raus, noch ein Getränk holen, noch einmal ein bisschen quatschen. Auch angenehm: Das Publikum ist sehr gemischt. Alle Tanzen gemeinsam oder sitzen nebeneinander und nicken zum Groove.
Der Eintritt der Homegrown Konzerte ist auf Spendenbasis. Es ist auch ein tatsächlicher Eintritt auf Spendenbasis, sonst wird oft gerne mal ein ein schlechtes Gewissen eingeredet, wenn man nicht so viel Geld in den Hut wirft. Doch im Jazzclub gilt: alle so wie sie können und wollen.
In typischer Jazz-Manier bekommen wir an dem Abend auch viele Soli zu Hören. Alle dürfen mal ran. Werner Acker genießt seine Gitarre und auch sonst bekommen wir das Gefühl, dass die Band das Konzert auskostet. Wenn Carsten Netz vom Saxophon zu Flöte wechselt bedauert man den Verlust des Saxohpons – freut sich aber auch auf die Flöte. Die Leidenschaft mit der Linda Kyei und ihre Band spielen überträgt sich verlustfrei auf das Publikum. Obwohl die Band zwei Stunden gespielt hat, verlangen die Zuhörer:innen noch eine Zugabe. Und am Ende des Konzerts hatten alle einen guten Abend – die Band und das Publikum.
© Ben Deckarm
Drummer Zbikbeat spielt mal Schlagzeug – mal ist er am Sequenzer.