Das Lumpenpack
Vom Poetry-Slam zur Punk-Rock-Band

© Leonard Stern
„Lumpenpack“ – ein Ausdruck, den man auf offener Straße nicht unbedingt einer Gruppe fremder Menschen entgegenbringen sollte. Es könnte sonst schnell zu Beleidigungen oder gar Handgreiflichkeiten kommen. Also lieber nicht! Heißen diese Menschen allerdings Jonas Frömming und Maximilian Kennel, geht der Ausdruck schon wieder vollkommen klar. Denn diese beiden Jungs, sind die beiden Köpfe und Gründer der Punk-Rock-Band „Das Lumpenpack“.
Die Anfänge
Die beiden kamen ursprünglich aus der Poetry-Slam-Szene, lernten sich in Mannheim kennen und gründeten 2012 „Das Lumpenpack“, zunächst als Duo. Tiefsinnige, teils bissige Texte, gepaart mit einer guten Prise Humor und Selbstironie, untermalt von musikalischen Einlagen. Das Konzept ging auf. In der Poetry-Slam-Szene hatten sich die Lyriker schnell eine treue und begeisterte Fanbase aufgebaut. „Der eine spielt Klampfe und der andere tanzt“, singen sie beispielsweise in dem Song „Zwei“, der im Jahr 2015 erschien. Bei dieser Rollenaufteilung ist es im Grunde bis heute geblieben. Bandbesetzung und Ausrichtung haben sich allerdings deutlich gewandelt. Denn trotz erfolgreicher Auftritte in der Poetry Szene und wachsender Fanbase entschieden sich der „Highspeedpoet“ und der „Eskalationshumorist“ für den Schritt Richtung mehr Musik. Ein Schritt deutlich raus aus der eigenen Komfortzone. Jonas beschreibt den Wandel weg von den Poetry-Slam-Veranstaltungen hin zu Kleinkunstbühnen als „wahnsinnig schwierigen, sperrigen Umstieg“. Denn beim Poetry-Slam hatten sich die beiden ihre Hörerschaft bereits aufgebaut. Vor den Kleinkunstbühnen Deutschlands wartete in den meisten Fällen ein Ü50-Publikum – und davon nicht unbedingt immer viel. Schmunzelnd erinnern sich beide an die Zeit, als es gut war, sich nach spärlich besuchten Auftritten gegenseitig aufbauen zu können. Dennoch blieben die Jungs dran und wurden belohnt. So brachte beispielsweise die bewusste Entscheidung, nur noch Stehkonzerte zu spielen, neuen Schwung vor und auf der Bühne.
Ungeplanter Hype
Und dann war da noch die „Guacamole“! Der eher zufällige, ungeplante Hype um den Song war real. Das zugehörige Musik-Video war bereits 2015 veröffentlicht worden. Unerklärlicherweise explodierten die Klickzahlen jedoch erst Ende 2017. Max fasst diesen Umstand als „fantastischen Zufall“ des „unergründlichen Internets“ zusammen – und tatsächlich, die Band und die anstehende Tour bekamen einen deutlichen Schub.
Ein typischer Tourtag
Vor der „Für immer W.A.C.H. Tour 2023/ 2024“ konnte ich mit dem Tourmanager der Band, Nik Salsflausen, sprechen. Zusammen mit seiner Kollegin Alexandra kümmert er sich um einen reibungslosen Ablauf. Nik fasst einen typischen Tag auf Tour mit dem Lumpenpack so zusammen:
Entwicklung zur Punk-Rock-Band
2020 beschlossen Max und Jonas, das Lumpenpack zu erweitern. Auf den Konzerten sollten noch mehr Energie und Power auf der Bühne zu spüren sein, weswegen drei Musiker*innen als Verstärkung an Bord kamen: Jason Bartsch (Gitarre und Keyboard) war vorher bereits Tour-Support des Lumpenpacks gewesen. Genau wie Max und Jonas entstammt er der Poetry-Slam-Szene. Für den neuen unverwechselbaren Sound und den Rhythmus der Band sorgen seit 2020 außerdem Alex Eckert am Schlagzeug und Lola Schrode am Bass. Alex stammt aus Mannheim, spielt auch in anderen Bands und gibt Schlagzeugunterricht. Lola hat ihren Bachelor im Fach „Popmusikdesign“ mit dem Hauptfach E-Bass an der Mannheimer Popakademie abgeschlossen. Mit dieser liebevoll „neuer Rest der Band“ genannten Besetzung hat sich das Lumpenpack zur echten Punk-Rock-Band entwickelt. Das erste gemeinsame Album „emotions“ war 2021 ein voller Erfolg. 2023 erschien mit „WACH“ direkt die zweite gemeinsame Platte. Die daran anschließende Tour sorgte für volle Hallen, übergroße Schlauchboote, Dezibel Messgeräte am Anschlag, rücksichtsvolle Moshpits und vor allem Begeisterung bei den Fans. Die aktuellste Single der Band trägt den Namen „Ich liebe meine Wut“ und es lässt sich mit Gewissheit sagen, immer mehr Menschen lieben den Punk-Rock-Sound des Lumpenpacks!
© Leonard Stern