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Anne Wellmer im Interview: "Wenn ich nicht mehr lachen kann, ist es vorbei."

© Ben Deckarm

Von Ben Deckarm am veröffentlicht.

Anne Wellmer ist Komponistin, Performerin und Medienkünstlerin elektronischer Musik. Bei ihr dreht sich alles um Raum und Klang. Sie wohnt in Den Haag, ist aber für ihre Projekte in verschiedensten Städten unterwegs, u. a. in Karlsruhe. Ben Deckarm sprach mit ihr über ihre Musik, Regeln und darüber, dass sie singender Clown werden wollte.

Welche Musik hörst du in deiner Freizeit?

Mein Hauptinteresse gilt der experimentellen Musik. Diese kann elektronisch oder akustisch, komponiert oder improvisiert sein. Damit einher geht meine Faszination für kreatives Hören und Geräusche: Wirf ein paar Erbsen in einen leeren Raum mit glattem Fußboden und du bringst ihn zum Klingen. Typisch für diese Räume ist eine hallige Resonanz. Das kann wunderschön sein. Aber ebenso schön ist es, in einer Aufnahmekabine ohne jede Resonanz mit Kopfhörern vor einem Mikrofon zu sitzen und dem Knacken von Zweigen und trockenen Blättern zuzuhören.

Wie entsteht ein Stück von dir?

Oft erfordern neue Stücke auch neue Wege. Je nach Kontext oder Auftrag unterscheiden sich die Abläufe stark. Allen gemeinsam ist allerdings, dass ich in der Regel viel Zeit vorm Rechner verbringe und im Laufe des Prozesses Tonaufnahmen mache. In Karlsruhe hatte ich zuletzt ein Projekt bei dem Künstlerinnenforum GEDOK. Das war besonders, da der Computer eine zweitrangige Rolle spielte. Den Großteil des Tages verbrachten die Teilnehmenden und ich mit Textilien und Füllmaterialien an der Nähmaschine.

© Ben Deckarm

Anne Wellmer näht bei dem Künstlerinnenforum GEDOK Klangobjekte.

Braucht Kreativität Regeln und Strukturen?

Ich glaube, das ist von Mensch zu Mensch sehr verschieden. Manche funktionieren nur innerhalb ihrer Rituale und brauchen feste Strukturen. Ich habe immer eher rebelliert. Wenn mir jemand gesagt hat, mach es so, habe ich es anders gemacht. So war ich schon als Kind. Tatsache ist, dass ich äußerst ungern Ansagen mache,  weil ich selbst nicht gerne höre, was ich zu tun habe. Beim Unterrichten halte ich es mit für das Wichtigste, den Studierenden das Vertrauen mitzugeben, ihren eigenen Instinkten zu folgen. 

Regeln braucht man für ein friedliches Zusammenleben. Aber für kreatives Arbeiten schafft sich jeder Künstler eigene Strukturen, die auf individuelle Bedürfnisse abgestimmt und auf die jeweilige Situation zugeschnitten sind.

Hast du dein Hobby zum Beruf gemacht?

Nicht wirklich. Vor langer Zeit habe ich intensiv Clown-Kurse besucht. Später habe ich klassischen Gesang studiert. Eine Weile wollte ich singender Clown werden. Aber als ich das analoge elektronische Studio am Konservatorium in Amsterdam entdeckte, habe ich die Richtung gewechselt und mich erstmal mit ernsthafteren Themen beschäftigt. 

Mein Humor hilft mir aber dabei, durchs Leben zu kommen. Mich selbst nicht allzu ernst zu nehmen ist für mich eine Art therapeutische Methode. Denn wenn ich nicht mehr lachen kann, ist es vorbei. Humor ist mein einziger Halt in diesem ganzen Durcheinander auf der Welt. 

Anne Wellmer: http://www.nonlinear.demon.nl/

GEDOK Karlsruhe: https://www.gedok-karlsruhe.de/

Klamotten, Klimatten, Klangmitten: https://klamottenklang.cargo.site/

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